Systemik:
Lösungsorientierung statt Problemtrance | |
Der Mensch lebt in Beziehungen. Diese hilfreich und zufriedenstellend zu gestalten, ist Ziel der Systemik. Spielerisch erkunde ich mit Ihnen Möglichkeiten, festgefahrene Situationen aufzulockern und von Schuldzuweisungen weg hin zu Lösungen zu kommen. Ich nehme Ihre Probleme in ihrer Individualität ernst und entwickle mit Ihnen gemeinsam Wege, die Ihnen entsprechen.
Dabei gehe ich davon aus, dass jegliches Verhalten, auch solches, das auf den ersten Blick widersinnig aussieht oder störend bis zerstörerisch ist, für denjenigen, der sich so verhält, irgendwie einen Sinn ergibt. Denn auch solches „krankes“ oder „schädliches“ Verhalten entsteht als Reaktion auf die Art und Weise, wie das Individuum die Welt sieht, erfährt, wahrnimmt. Aus dem persönlichen Erleben eines Menschen ist sein Verhalten die bestmögliche, oder gar einzig mögliche, Reaktion auf die Umwelt – so, wie sie sich ihm darstellt, bzw. wie er sie wahrnimmt. Sogar dann, wenn er selbst unter seinem Verhalten leidet. Sätze wie „ich kann nicht anders“ – „ich kann nicht aus meiner Haut“ – „ich weiß nicht, was ich noch tun soll“ drücken aus, dass Menschen gefangen sind in ihrer Sichtweise, ihrer Wahrnehmung. Einer „Problemtrance“. Erst, wenn es ihnen gelingt, ihre Sichtweise zu erweitern oder zu verändern, können sie auch ihr Verhalten ändern. Manchmal erstaunlich schnell und leicht.
Ein Weg, die Sichtweise, die Wahrnehmung, zu verändern, sind „zirkuläre Fragen“. Statt „warum“ wird z.B. gefragt: Was würde ein Kollege / Ihr Schwager / Ihre Nichte sagen, wenn....“ So entstehen andere Blickwinkel und Herangehensweisen, aus denen sich dann andere Ansätze und Verhaltensweisen ergeben.
Weiterhin bietet die Systemik Möglichkeiten, Zusammenhänge sichtbar werden, Gestalt annehmen zu lassen. So können bei Konflikten für die Beteiligten „Stellvertreter“ in Form von Figuren, Bauklötzen oder anderen Symbolen ausgewählt werden, die dann in Beziehung zueinander aufgestellt werden. Dabei werden immer wieder Zusammenhänge sichtbar, die im Gespräch alleine nicht deutlich werden, und auch so ergeben sich andere, neue Ansätze zur Lösung. Manches kann buchstäblich „zurechtgerückt“ werden. Eine Stimmungslage kann z.B. als „Wetterkarte“ aufgemalt werden und auf diese Weise deutlicher und greifbarer werden.
Auch aus verbalen Bildern, aus Metaphern, entstehen immer wieder kreative Ideen. Manche solcher Metaphern werden viel benutzt. Wer kennt nicht den Spruch von wegen „da werden Probleme unter den Teppich gekehrt“? Da stellen sich Fragen, wie es dann unter dem Teppich aussieht, was dort dann rumort, wie verhindert wird, dass die Probleme wieder unter dem Teppich hervorkrabbeln... Und schon verändert sich der Blickwinkel, treten Zusammenhänge ans Tageslicht, hören wir die Nachtigall trapsen... Ob nun unter dem Teppich oder auf dem Dach.
Theoretische Grundlagen der Systemik sind die Kybernetik und der Konstruktivismus.
Die Kybernetik betrachtet Steuerungsvorgänge in komplexen Systemen, ob nun in der Regelungstechnik, der theoretischen Chemie, der Spieltheorie, der künstlichen Intelligenz oder eben in größeren Gruppen. Überall dort, wo viele Beteiligte in einem System das Verhalten des gesamten Systems bestimmen, wo es wichtig ist, im Wirrwar Strukturen zu erkennen und Zusammenhänge herauszuarbeiten.
Therapeutisch wurden diese Ideen zuerst in der Familientherapie genutzt. Da kam es vor, dass ein Mitglied einer Familie eine erfolgreiche Therapie machte, was zunächst alle erfreute. Bis dann das Symptom, oder ein korrespondierendes, bei einem anderen Mitglied der Familie auftrat. Wenn z.B. der Sohn, der sich jahrelang als Taugenichts erwiesen hatte, eine Ausbildung nicht nur anfing, sondern auch durchzog und gar beendete, um dann obendrein noch eine Arbeitsstelle zu finden. An sich genau das, was alle immer wollten. Doch dann entwickelt der Vater eine Depression.... Mit ein bisschen Glück reicht es nun aus, dass der Vater seinerseits sich in Therapie begibt. Aber vielleicht entwickelt dann, wenn die Depression des Vaters sich bessert, die Mutter auf einmal Zwänge.
So kann eine Veränderung bei einem Mitglied des Systems auch bei anderen Mitgliedern Veränderungen anstoßen (möglicherweise auch zum Guten). Nicht eine Person im System ist krank, sondern im System insgesamt ist etwas schief. Um wirklich etwas zu verändern, tut man gut daran, das ganze System zu betrachten. Es stellte sich heraus, dass es durchaus möglich ist, auch mit nur einer Person systemisch zu arbeiten, dann nämlich, wenn diese Person mit ihrem Beziehungsgeflecht im Mittelpunkt der Arbeit steht. Daraus ergeben sich dann z.B. die zirkulären Fragen und die Visualisierungen mit Figuren oder Wetterkarten.
Der Konstruktivismus ist eine philosophische Strömung (mit mehreren Unterströmungen), die sich mit der Frage nach Realität und Wahrnehmung befasst. Der radikale Konstruktivismus geht davon aus, dass Wahrnehmung mitnichten eine bewusstseinsunabhängige Realität abbildet, sondern dass jedes Individuum seine eigene Realität aus Sinnesreizen und Gedächtnisleistung konstruiert. Und das ergibt nun für jedes Individuum auch eine individuelle Realität. Denn ein denkendes Individuum kann sein Wissen nur auf der Grundlage seiner eigenen Erfahrung und seiner Sinneswahrnehmung aufbauen – konstruieren. So wird eine Orange in der Realität eines Farbenblinden völlig anders aussehen als in der Realität eines Normalsichtigen. Wobei auch Normalsichtige immer nur die eigene Wahrnehmung zur Verfügung haben. Sie haben keinerlei Möglichkeit, diese Wahrnehmung direkt an der Wahrnehmung eines anderen Menschen zu prüfen. Vielleicht sehen Orangen für mich völlig anders aus als für Sie. Allenfalls können wir uns untereinander austauschen darüber, wie unsere Realität denn aussieht. Wir können anderen beschreiben, ihnen also wiederum ein Bild liefern, wie unsere Realität aussieht. So können wir uns auch Abbilder der Realität anderer konstruieren.... Wir schaffen uns eine Art Landkarte der Realität, oder ein Modell dessen, was ist. Wie wir die Welt eben wahr-nehmen. Jeder individuelle Mensch mit seinen individuellen Sinnesorganen.
Aus unserem individuellen Modell der Realität, unserer individuellen Realität heraus handeln wir. Jedes Modell, jedes Konstrukt ist gleichwertig, denn wer kann schon über das Erleben eines anderen urteilen? Allerdings leben einige Menschen mit ihren Konstrukten zufrieden und in guten zwischenmenschlichen Beziehungen, während andere Menschen zumindest zeitweise leiden, unzufrieden sind und sich glücklichere Beziehungen wünschen. Dann kann es hilfreich sein, die Perspektive zu verändern. Ein paar Fragen zu stellen, ungewöhnliche Dinge zu tun wie verrückte Wetterkarten zu zeichnen oder auch als Erwachsener mit Bauklötzen zu hantieren. Und damit das Leben bunter und volltönender zu machen.
Die konstruktivistische Sicht der Realität – oder Konstruktion der Realität – fügt sich erstaunlich gut in das moderne naturwissenschaftliche Weltbild ein. Alles, was wir naturwissenschaftlich „wahrnehmen“, registrieren wir über irgendwie geartete Detektoren, die uns Rückschlüsse auf das erlauben, was vermessen werden soll. So schaffen wir uns ein Modell, ein Abbild, ein Konstrukt der Realität, mit dem wir ziemlich weit gekommen sind. Z.B. bis auf den Mond. Aber haben wir damit die Realität erfasst? Nun können wir sicher nicht den Mond umkonstruieren – aber unsere Sicht auf den Mond, die kann sehr verschiedene Aspekte enthalten und wir können sie sehr wohl verändern. In der systemischen Arbeit geht es allerdings eher darum, die Sicht auf andere Menschen und auf sich selbst zu verändern, um so das eigene Leben befriedigender zu gestalten.
Was wir konstruiert haben, können wir auch verändern.
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